Neuseeland, Golden Bay

Neuseeland, Golden Bay

Takaka – Neuseelands Hippie-Nest, Räucherstäbchen und bunte Briefkästen am Straßenrand

Unser Ziel für heute: Takaka in der Golden Bay. Die Bucht am nördlichen Ende der Südinsel, dort, wo die Cook-Straße, die die beiden Inseln voneinander trennt in die Tasmann-See übergeht. Schon die Fahrt dorthin ist ein Highlight für sich. Die Passstraße, die in vielen engen Kurven über den Takaka Hill führt, bietet unendlich viele sensationelle Ausblicke und zwingt uns so immer wieder zum Anhalten, Aussteigen, Aussicht genießen und Foto knipsen. Nach jeder Linkskurve und den Blick in den Rückspiegel kommt ein fassungsloses „BOAH!“ von Manuel oder mir. Als wir den höchsten Punkt erreicht haben, haben wir eine nicht minder grandiose Aussicht, dieses Mal permanent vor uns. Wenn das so bleibt, könnte die Fahrt meinetwegen noch ewig dauern, Manuel hingegen reichts langsam mit dem Gekurve, von dem einem zugegebenermaßen schon fast ein bisschen schlecht werden kann. An einer Haltebucht nehmen wir frischen Schnittlauch mit. Die ganze Fahrerkabine riecht danach und die Vorfreude aufs Abendessen steigt. Lecker!

Wir peilen einen Freedom Campingplatz ein paar Kilometer hinter Takaka an, direkt an einem Fluss gelegen mit glasklarem und eiskalten Wasser. Ein erster „kurzer“ Streifzug über das Gelände dauert (wie so oft) direkt mal ein ganzes Weilchen, weil man ständig beim Smalltalk hängen bleibt. Auf dem Campground wohnen einige besondere „Figuren“, die irgendwann in Takaka gestrandet und hängen geblieben sind. Künstler, die in der Autoscheibe des Vans ihre Bilder ausstellen. Andere, die den ganzen Tag häkeln, um ihre Ware Samstags auf dem alternativen Markt verkaufen. Feuerkünstler, Althippies, Barfußläufer und welche mit aufwendigen Dreadlock-Frisuren. Wieder andere laufen mit einem Tablett voll selbstgemachter veganer Hot Dogs über den Platz und versuchen sich so ein paar Dollar dazu zu verdienen. Ein wunderbarer bunt gemischter Haufen von Menschen, die nicht klassisch ‚Mainstream‘ sein wollen und ihr eigenes Ding machen.

Und ja, es ist irgendwie verständlich, in Takaka hängen zu bleiben. Der Ort hat einen ganz besonderen Vibe, wird oft auch als „Neuseelands Hippie-Nest“ bezeichnet. Die Uhren ticken ein bisschen langsamer, es herrscht eine schöne Gemeinschaft, die man auch als Durchreisender spürt. Die Läden sind vollgestopft mit hübschen Krimskrams und Nibbes, getöpferter Kunst, alternativen Leinen-Klamotten. Aus den Türen zieht Räucherstäbchenduft, hier und da klingen sanfte Reggae Sounds aus den Boxen.

An den Straßen in der Golden Bay Region stehen links und rechts immer wieder besonders hübsch gestaltete Briefkästen und kleine hölzerne Unterstände, wo die Anwohner vor ihren Häusern frisches Obst, Gemüse oder Honig und eine kleine Kasse bereitstellen. (btw: es ist gerade Aprikosenzeit und das hier sind mit Abstand die besten, die ich bisher überhaupt irgendwo gegessen habe)

Die Stimmung, die Natur drumherum und unsere Begegnungen und Erlebnisse in der Golden Bay machen den Ort in den nächsten Tagen auch für uns zu etwas ganz besonderem. Wir fühlen uns von der ersten Sekunde an pudelwohl, bleiben am Ende eine ganze Woche und wären am liebsten noch ein bisschen länger geblieben. Im Nachhinein können wir sagen: Takaka und die Golden Bay hat sich zu unserem Herzensort in Neuseeland entwickelt.

Einer der größten und klarsten Quelltöpfe der Welt – Te Waikoropupū Springs

Hand aufs Herz: Wer bitte hat sich all diese verrückten Namen in Neuseeland einfallen lassen? Und wer muss nicht auch ein bisschen schmunzeln bei den ganzen Orten oder Seen mit den klangvollen Namen: Takaka, Pukaki, Tekapo, Te Waikoropupu und Co? Ja, so geht es anderen vielleicht mit dem deutschen ‚Darmstadt‘ oder ‚Katzenhirn‘?!

Die Te Waikoropupū Pupu Springs oder kurz und einfach ‚Pupu Springs‘ sind einer der größten Quelltöpfe der Welt. Ein kurzer und gut ausgebauter Rundweg führt uns durch dicht bewachsenen Wald, durch den ein kleines Bächlein rauscht. Unerwartet offenbart sich nach der nächsten Rechtskurve ein Anblick, den wir wohl so schnell nicht mehr vergessen werden. Wir stehen vor einem großen Quellsee mit glasklarem Wasser, auf dessen Oberfläche sich die grünen Bäume und Büsche drumherum und der Himmel spiegeln und gleichzeitig alle möglichen Farben unter der Wasseroberfläche durchstrahlen.

An einigen Stellen ist das Wasser offensichtlich in Bewegung – die Quelle. Pro Sekunde werden ca. 14.000 Liter Wasser ausgestoßen, damit gehört der See zu den größten Quelltöpfen der Erde. Selbst über Wasser ist die Sicht nach unten einwandfrei, wird lediglich von der Reflexion auf der Wasseroberfläche etwas gestört. Wir können jede einzelne Pflanze erkennen, die vom sandigen Boden nach oben, teilweise bis über die Oberfläche hinaus wächst.

Klugscheißer-Fakt: Destilliertes Wasser für Laborzwecke hat eine Sichtweite von 80 Metern. Die Pupu Springs können fast mithalten, es wurde eine Sichweite von 63 Metern gemessen. Daher ist auch die Tiefe und Dimension der ganzen Quelle nur schwer einschätzbar.

Weil das Wasser für die Maoris als „waiora“, die reinste Form des Wassers und spirituelle und physische Quelle des Lebens ist, wird das Quellwasser der Pupu Springs als heiliges Wasser gesehen und für Zeremonien aller Art des Kommens und Gehens verwendet: Geburt, Tod, Abschied und Rückkehr. Baden ist deshalb verboten, mal schnell die Hand reinzustrecken auch. Schade! Es ist ein warmer Sommertag und das klare Wasser lockt schon sehr, sich mal kurz zu erfrischen 😉 Doch andererseits auch doppelt verständlich, denn mit Sonnencreme-Film auf der Wasseroberfläche hätte dieser irre schöne Ort sicher schnell von seinem Zauber verloren.

Ein wilder, rauer und abenteuerlicher Weg zur Rawhiti Cave

Die Wanderwege in Neuseeland sind teilweise gefühlt so gut ausgebaut wie deutsche Autobahnen. Dort, wo das Gelände unwegsam ist, steht oftmals ein zwei Meter breiter Holzsteg, der durch die Natur führt. Als wir morgens einen solchen ‚perfekten‘ Weg zu den Pupu Springs gehen, sage ich, dass ich mir mal wieder einen abenteuerlicheren Weg wünschen würde. Einen wilderen, raueren Weg, bei dem man auch mal genau hingucken muss, wo und wie man seinen nächsten Schritt setzt. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Campground und einer kurzen Abkühlung im Fluss, stehen wir im Info-Center und blättern durch die Broschüre mit Wanderwegen und Zielen für die Region und suchen nach genauso einem Weg, wie ich ihn morgens beschrieben habe.

Et voila, hiermit steht das Nachmittagsprogramm: Die Rawhiti Caves. Schon der Weg zum Parkplatz stimmt uns von Kilometer zu Kilometer ein – Teerstraße, Schotterweg, privater Feldweg. Wir parken, halten noch ein kleines Schwätzchen mit der Kuh, die plötzlich neben unserem Van steht und uns interessiert anschaut und starten unsere Tour zu der Höhle. Der Weg: genauso wie ich ihn mir gewünscht habe. Über ein ausgetrocknetes Flussbett, grüne Wiesenwege und später im Zickzack über steile Hänge im Wald mit tiefen Stufen und wurzeligem Boden. Wild, rau, abenteuerlich. Auf dem Weg fällt mein Blick im Vorbeigehen in ein Kleefeld und direkt auf einen vierblättrigen Glücksklee. (Ihr erinnert euch vielleicht an den verlorenen Glücksklee im letzten Beitrag? Ja, ich gebe zu, es ist wie eine Sucht – sobald ich ein Kleefeld sehe, muss ich hinschauen und suche mit den Augen automatisch nach Unregelmäßigkeiten).

Die Krönung der Tour erwartet uns oben angekommen. Wir stehen vor einer ca. 30 Meter langen und schlundartigen Höhlenöffnung. Mächtige Stalaktiten hängen schon im Eingangsbereich, dahinter senkt sich die Höhle in die Tiefe. Ich muss zugeben, dass ich kein wirklicher Höhlen-Fan bin. Einerseits finde ich es super spannend, andererseits fühle ich mich nie so 100%ig wohl in Höhlen und bin meist froh, wenn ich wieder raus komme. Trotzdem ist diese eine ganz besondere ihrer Art und fasziniert mich. Obwohl man auf einem kleinen rutschigen Pfad bis zu einer Plattform in die Höhle vorstoßen kann, erschließt sich deren Dimension nicht. Wir sind ganz alleine. Gespenstische Stille. Nur ab und zu das leise ‚Plopp‘ des Wassers, das von der Decke tropft. Das Echo, das auf unsere Pfiffe und Rufe zurück kommt, lässt uns nur erahnen, wie viel tiefer die Höhle noch sein muss. Ein spektakulärer Blick bietet sich nochmal beim Rückweg aus der Höhle, als einzelne Sonnenstrahlen durch die Stalaktiten leuchten.

Wharariki Beach – ein Strand der bei Ebbe zum Spiegel wird und zuckersüße Baby-Robben

Der nächste Tag startet mit einem Weckerklingeln. Wir wollen zur nördlichsten Spitze der Südinsel. Weil der Strand dort bei Ebbe besonders beeindruckend sein soll, haben wir unseren Wecker an die Gezeitentabelle angepasst. Wir schälen uns aus dem Bett, es dämmert und ist noch ziemlich frisch. Zähne putzen, ein paar Spritzer Wasser ins Gesicht und ab hinters Lenkrad. Nach einer guten Stunde und den letzten staubigen Kilometern Schotterstraße kommen wir an einem kleinen Parkplatz an. Mit uns: die Sonne. Es ist ein herrlicher Morgen. Weil wir gut in der Zeit sind, kochen wir uns vor der kleinen Wanderung hier noch einen Kaffee und genießen die ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Zwei Wege sind zum Strand ausgeschildert. Wir nehmen den kürzeren der beiden für den Hinweg, um möglichst lange bei Ebbe am Strand sein zu können. Ein schmaler Pfad führt uns zuerst durch Weideland voller Schafe, dann in ein kleines Dünenwäldchen voller windschiefer Bäume. Hier kommen wir an einem Hinweisschild vorbei, dass am Strand gerne Baby-Robben in den Gezeitenpools spielen und man einen gewissen Mindestabstand einhalten soll. Sofort bin ich ein bisschen kribbelig, würde ich mir doch so sehr wünschen, die kleinen Baby-Robben zu sehen. Doch: erstmal keine Hoffnungen machen! Das kenne ich nur allzu gut beim ‚Tierspotting’… Der Boden wird nach und nach sandiger, ich gehe barfuß weiter und freue mich über den weichen und feinen Sand zwischen meinen Zehen. Nachdem wir mehrere hintereinander liegende Dünensysteme, zwischen denen sich kleine Seen und Tümpel angestaut haben, durchquert haben, kommen wir am Strand an.

Unser erster Blick gibt nur ein flüsterndes „WOW!“ raus. Der Strand zieht sich links und rechts von uns in die Weite. Im Sand haben sich durch den Wind tolle Muster aus hellen und dunklen Sandkörnern gebildet. Einzelne Felsen ragen aus dem feuchten Sand. Außer uns nur ganz vereinzelt eine handvoll anderer Menschen, die über den Sand streifen oder in den Dünen sitzen. Euphorisch lassen wir uns von den Dünen nach unten rutschen und laufen ein paar Schritte. Der Strand verwandelt sich bei Ebbe zu einem Spiegel, der nicht nur die rauen Felsformationen, sondern auch uns selbst ganz spektakulär spiegelt.

Weit und breit – leider keine Baby-Robben. Ich befürchte schon, dass wir doch zu spät dran waren und die Gezeiten-Pools schon wieder geflutet sind, als Manuel plötzlich einen Schritt zurück tritt und meint „Krass! Das da vorne ist kein Fels, das ist eine Robbe!“. Und tatsächlich haben wir Glück. Beim genaueren Hinsehen finden wir immer mehr Robben und auf der Rückseite eines Felsens dann endlich auch die besagten Baby-Robben, die fröhlich in den flachen Pools planschen und sich aneinander schmiegen. Der ganze Strand gleicht einem Abenteuerspielplatz und es fällt schwer, sich wieder loszureißen.

Ob der Wharariki Beach wirklich der schönste Strand Neuseelands ist, darauf wollen wir uns nicht festlegen. Keine Frage: Für uns zählt er zu den schönsten – in Neuseeland und von den bisher gesehenen weltweit. Doch auch klar ist, wenn der Wharariki Beach diesen Ruf bekommt, dann wird er sich vor Touristen nicht mehr retten können. Und zu viel Tourismus ruiniert ja bekanntlich jeden schönen Ort auf dieser Welt, sobald er massenhaft bereist wird. Vielleicht ist es auch die Abgeschiedenheit, die den Zauber an diesem Ort bewahrt hat. Wir wünschen uns, dass es noch lange so bleibt.

Als wir zurück auf den Campingplatz kommen, parken wir wie schon in den letzten Tagen wieder neben dem alten Kombi, der einem bärtigen und Dreadlocks-bestückten Kiwi aus Nelson gehört, der immer dann in die Golden Bay fährt, wenn er sich ein paar Tage am Stück freischaufeln kann. Jeden Abend führen wir ein ähnliches Gespräch, während wir in unseren Campingstühlen sitzen. Es beginnt jeden Abend mit einem fröhlichen „Hi again neighbours!“, danach berichten wir alle von unseren Erlebnissen des Tages. Wenn er uns später eine Gute Nacht wünscht, betont er nochmal, wie schön es hier doch sei und verabschiedet sich mit einem lachenden „it can’t get any better“ ins Bett. Recht hat er!

Sind es wirklich die dümmsten Bauern, die die dicksten Kartoffeln ernten?

Unser eigentlicher Plan für heute ist eine Wanderung im Abel Tasman Nationalpark mit einem kleinen Abstecher zum samstäglichen Markt in Takaka, von dem so viele Campingplatz-Nachbarn berichtet und geschwärmt haben. Bevor wir aufbrechen empfiehlt uns unser Nachbar noch „Schaut euch unbedingt die A&P Show an, die heute hier stattfindet!“. So entscheiden wir kurzerhand um, ändern unseren Plan und schieben die Wanderung auf den Folgetag.

Wir schlendern zuerst über den Samstags-Markt im Dorf, der ein bisschen Öko, ein bisschen Hippie und ein bisschen artsy ist. Die nächsten zwei Stunden lassen wir uns durch eine bunte Mischung an organischen Lebensmitteln, selbstgebackenem Brot, leckerem Honig, veganen Brotaufstrichen, Ölen und Natursälbchen, handgefertigtem Schmuck und Co. treiben. Hinterher haben wir uns einmal quer durch alle Stände probiert, hatten nette Gespräche und einen Rucksack voller Ware.

Nächster Stopp ist die empfohlene ‚A&P Show‘ – die Farmer- und Landwirtschaftsmesse, die es in Neuseeland in allen Regionen gibt und sich über die letzten Jahre zum beliebten Familienfest und ‚Highlight des Jahres‘ entwickelt hat. Wir parken, zahlen Eintritt und stehen plötzlich direkt vor einer Musik-Kapelle, die mit Dudelsäcken, Glockenspielen und Trommeln festliche Marschmusik anstimmt und uns direkt in die richtige Stimmung versetzt.

Das Gelände ist riesig und die ganze Veranstaltung eine Mischung aus Volksfest, Kerb/Kirchweih, Ausstellung von Farmerzubehör/-werkzeugen/-maschinerie und noch dazu ein einziger großer Wettbewerb. Fast erinnert es mich an die Lagerolympiade im alljährlichen Vereinszeltlager in Kindertagen.

Im Wettbewerb gibt es unter anderem diese Kategorien:
– Wer ist die schnellste Holzhackerin?
– Wer schnitzt am besten?
– Wer hat die schönste Ziege?
– Welches Pferd springt am besten?
– Wer schert am schnellsten 8 Schafe? (diese Kategorie fasziniert uns so sehr, dass wir lange auf einem Heuballen sitzen und gebannt mehrere Runden beobachten, wie die Schafscherer die Schafe nach und nach in Windeseile aus dem Gatter ziehen und sie gekonnt in einer Drehung scheren)
– usw.

Ein paar Stunden halten wir uns auf dem Außengelände auf, sind fasziniert, belustigt und können manchmal auch nicht so ganz glauben, was wir sehen. Beim Gang in die große Halle auf dem Gelände fällt uns direkt einer der großen Tische auf, auf dem Kuchen steht. Mit unserem ersten Gedanken: „Bestimmt die Kaffee- und Kuchenbar, die ist auf Festen doch oft abgesondert, von den restlichen Ständen, die Essen anbieten.“, liegen wir völlig falsch. Beim weiteren Umsehen auf den Tischen stellen wir fest, dass alle Tische in der Halle auch zum Wettbewerb gehören.

Hier unter anderem mit diesen Kategorien:
– bester Kuchen (unterschieden in Trockenkuchen und Torten versteht sich)
– die am geradesten gewachsene Bohne
– schönste Strick- bzw. Häkelware
– größter Lauch, dickste Kartoffel, rundester Apfel
– schönste Lego-Landschaft
– hübscheste Rose
– und unsere Lieblings-Kategorie Indoor: beste verzierte Wurst (nein, das ist kein Witz :D)

Es ist ein grandioses Event und Kiwi-Humor liegt in der Luft. Ich muss mich bei Manuel bedanken, denn eigentlich war ich morgens nur semi-begeistert, als unsere geplante Wanderung für heute sich plötzlich in Luft auflöste, während er Feuer und Flamme für die Show war – mittlerweile bin ich froh darüber, denn diese Erfahrung heute war mehr als großartig.

Klein aber Oho – Abel Tasman, der kleinste Nationalpark Neuseelands

Was wir in den vergangenen Wochen von anderen Neuseelandreisenden und auch vorher von Bekannten schon gehört haben: „Neuseeland? Plant unbedingt eine Wanderung im Abel Tasman Park ein! Gehört definitiv ganz oben auf unsere Highlight-Liste!“ – ein Abstecher ist quasi Pflicht.

Der Abel Tasman Nationalpark ist flächenmäßig der kleinste und zugleich einer der beliebesten und best besuchten in Neuseeland. Durch den Park zieht sich einer der ‚Great Walks‘, welche oftmals nach unserer Erfahrung doch auch ein wenig gehyped werden und deshalb extrem überlaufen sind. Die Great Walks sind eine Reihe von Wanderwegen, gehören zu den wichtigsten und bedeutendsten des Landes und führen durch die schönsten Gegenden auf Nord- und Südinsel. Die Besonderheit beim Abel Tasman Track ist, dass man ihn nur aus nördlicher Richtung selbst mit dem Auto erreichen kann. Da die meisten Touristen sich aber die kurvige und zeitraubende Fahrt nach Norden in die Golden Bay sparen, gibt es aus südlicher Richtung ein Wassertaxi-Netz, was die Wanderer an die verschiedenen Buchten im Park fährt und sie an anderer Stelle wieder abholt. Ein Reisender hat den Track neulich mit einer Autobahn für Wanderer verglichen, weil so viel los gewesen wäre während seiner Tour dort. Wir sparen uns deshalb das Wassertaxi, hoffen, dass wir mit der Strategie „Gegen den Strom“ vielleicht auch dem ‚Autobahnwandern‘ aus dem Weg gehen können und fahren den nördlichen Parkplatz an, von dem wir direkt in den Park laufen können. Der Plan geht auf. Statt Autobahn-Wandern fühlt es sich vielmehr danach an, als wären wir fast ganz alleine in völlig abgeschiedener Natur unterwegs.

20 Kilometer stapfen wir durch dichten Farndschungel, immer mal wieder huscht ein frecher Weka Vogel vor uns über den schmalen Pfad. Ab und zu lichtet sich das Grün mit vielversprechenden Ausblicken. Es geht zwischen kleineren Buchten durch den Wald immer wieder hoch und runter mit teils spektakulären Aussichten auf goldene Strände und glasklares Wasser. Es geht wieder runter zum nächsten spektakulären Strand mit goldenem Sand, hübschen Treibholz-Gebilden, die Wanderer gebaut haben oder großen und perfekt runden Steinen. Nach jeder Bucht denkt man „kann ja kaum noch schöner werden“ und eine halbe Stunde später steht man ungläubig auf der nächsten Bergkuppe und sieht, was einen nach dem nächsten Abstieg unten erwartet. Ein kleiner Abstecher führt uns zum Separation Point, einem steilen Abstieg zum Leuchtturm. Es ist der Ort, an dem der holländische Seefahrer Abel Tasman angeblich das erste Mal seinen Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt hat.

Ja, nach 20 Kilometern und sechs Stunden Fußmarsch im Nationalpark können auch wir verstehen, warum dieser Ort für viele so besonders ist. Für mich ist es wilde und raue Natur in perfekter Unperfektheit und ein Ort, der eine ganz eigene Magie hat.

Unspektakuläre Tage des Treiben lassens

Die nächsten Tage sind unspektakulär und tun doch so gut. Ganz ohne Programm lassen wir uns treiben, machen ein paar kleinere Wanderungen, springen in den eiskalten Takaka Fluss, sitzen am Strand, genießen die Sonne auf der Haut und die Meeresbrisen um unsere Nasen, testen die Cafés und Kneipen in der Umgebung und feiern gefühlt jeden Straßen-Obstverkaufsstand für die leckeren Aprikosen. Ach, geht es uns gut hier! Wir fühlen uns wohl, so richtig weiter wollen wir irgendwie nicht und doch ziehen wir nach über einer Woche weiter gen Süden. Die wilde Westküste ruft.

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen