Der Däumling Zentralamerikas – unser Abstecher nach El Salvador

Der Däumling Zentralamerikas – unser Abstecher nach El Salvador

Knapp sechs Stunden rollen wir gemütlich mit dem Minivan auf der Panamericana gen Süden. Die Landschaft wird weniger bergig, die Luft wärmer und der nervige Mitreisende, der in unserem Bus sitzt mit jedem Kilometer betrunkener.

Der Grenzübergang nach El Salvador ist unproblematisch, alles geht verhältnismäßig schnell. Der Grenzbeamte tippt ein paar Daten in seinen PC, haut einen Ausreisestempel in den Pass und drückt uns diesen zusammen mit einem kleinen weißen Zettelchen in die Hand. Alle Mann wieder ins Auto und ein paar Minuten durchs Niemandsland, vorbei an einer langen Schlange LKWs, die auf ihre Zollabfertigung warten. Die offizielle Einreise nach El Salvador findet direkt im Auto statt. Der Grenzbeamte lässt sich die Pässe nach und nach durch die schmale Fensteröffnung zeigen, identifiziert die Passagiere mit zusammengekniffenen Augen durch die getönte Scheibe, grinst, sammelt die weißen Zettelchen ein und heißt uns herzlich Willkommen. Wir sind im nächsten Land unserer Reise angekommen, dem Däumling von Zentralamerika – El Salvador, das Land, das gerade mal so groß ist wie Hessen.

El Palmarcito. Einen wirklichen Plan haben wir für hier nicht. Die eigentliche Idee war es, einfach nur ein oder zwei Nächte an der Küste zu bleiben, um die ca. 18 stündige Busfahrt nach Nicaragua aufzusplitten und nicht an einem Stück durchfahren zu müssen. Nachdem wir in unserem Hostel eingecheckt haben und einen ersten Eindruck der Umgebung bekommen konnten, ist klar: Wir bleiben doch ein paar Tage länger.

Spaziergänge am schwarzen aber superschönen Strand, der gefühlt nur uns gehört, Hängematten, Fruchtshakes mit Aussicht, leckere Pupusas für kleines Geld (dem Nationalgericht El Salvadors: eine Tortilla mit eingebackener Füllung), wunderschöne Sonnenuntergänge, und ein langer Spieleabend in unserem Hostel. Mal nichts anderes zu tun haben außer „Rumzuhängen“ – ich genieße das zwar mal, doch länger als zwei, drei Tage halte ich es nicht aus…irgendwann kommt der innere Aktionismus zurück und der Drang nach einer Aufgabe oder eine Beschäftigung.

Also planen wir einen Tagestrip durch das Land. Die Wege sind kurz, wir fahren zuerst einen Wasserfall an, der nahe an der guatemaltekischen Grenze liegt. Auf den ersten Blick ganz hübsch, doch auch nicht super spektakulär. Die Besonderheit: durch den Vulkan in der Nähe wird das Wasser so stark aufgeheizt, dass der Wasserfall wie ein riesiger Whirlpool wirkt. Wir wussten zwar vorher, dass das Wasser warm sein soll, und doch ist die Überraschung groß, wenn man vom vier Meter hohen Felsvorsprung ins Wasser springt und gefühlt in einer großen Badewanne landet.

Die Ruta de las Flores ist eine 36 Kilometer lange Straße, die sich durch die Berglandschaft von El Salvador schlängelt und dabei tolle Blicke auf die grünen Kaffeeplantagen und einige Vulkane freigibt. „De las flores“ deshalb, weil dort von November bis Februar links und rechts der Straße einige Wildblumen in knallbunten Farben blühen. Leider sind wir gerade zwei Wochen zu spät dran und sehen nur noch vereinzelte Blüten. In der Hauptblütezeit muss die Strecke richtig magisch sein. Entlang der Straße gibt es neben einige hübsche Städtchen – Ataco ist eine davon. Vor einigen Jahren wurde ein landesweiter Wettbewerb ausgerufen unter dem Motto „Städte voller Leben“ – damals begannen die Einwohner ihre Häuser anzumalen und mit bunten Bildern zu schmücken. Mittlerweile ist Ataco die Künstlerstadt El Salvadors mit ihrem ganz eigenen, wunderbaren Flair, tollen Kunstwerken an den Häuserfronten und gemütlichen Cafés, aus denen der Kaffee der Region duftet.

Nach einigen Tagen im Land ist uns klar: der Tourismus in El Salvador scheint sich irgendwie im Dornröschenschlaf zu befinden. Es ist nicht wirklich „leer“, doch die großen Touristenscharen bleiben aus. Wir finden, dass das Land unterschätzt und zu Unrecht von den meisten Reisenden übersprungen wird, hat es doch einiges zu bieten.

Unser nächstes Reiseland ist Nicaragua. Um nach León zu kommen sitzen wir 10 Stunden im Bus, legen dabei (nur) 300 Kilometer zurück, müssen ein Land, nämlich Honduras durch- und zwei Ländergrenzen überqueren. Wir sitzen nur zu viert im Bus, können uns deshalb ausbreiten und haben angenehme Mitreisende, mit denen wir uns gut unterhalten. Kurz vor dem ersten Grenzübertritt nach Honduras fährt unser Fahrer an einer Tankstelle ab – Abendessenzeit, allerdings mit dem Hinweis, dass wir uns etwas „To Go“ bestellen sollen, um keine Zeit zu verlieren. Um es möglichst einfach zu halten, ordern wir alle vier das selbe. Es wird ein Dinner der besonderen Art. Bei dem Versuch in einem stockdunklen Bus (das Licht soll laut Fahrer ausgeschaltet bleiben), auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße inkl. kurzer Unterbrechung zur Passkontrolle nach den ersten Bissen (gewohntes Prozedere: Passkontrolle, Stempel, Fingerabdrücke) einen Burger zu essen, sind wir fast erstaunt, dass nichts daneben geht. Wir vier sind uns einig: „this was the most random dinner we ever had!“

Bis wir in León ankommen ist es kurz nach Mitternacht – wir fallen ins Bett und freuen uns auf das, was Nicaragua für uns bereit hält.

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