Georgetown und Langkawi

Georgetown und Langkawi

Eine verregnete Weiterfahrt und unser erstes Bettwanzenerlebnis

Bis zum Abend vor Abreise aus den Cameron Highlands wissen wir noch nicht, wohin es für uns am nächsten Tag gehen soll. Kurzentschlossen entscheiden wir uns für Penang, eine vorgelagerte Insel an der malaiischen Westküste. Unser Host stöhnt kurz auf, als er von unseren Reiseplänen erfährt und der Info, dass wir uns einen Bus um die Mittagszeit gebucht haben. Das Wochenende des Deepavali Festivals steht bevor und es wird unheimlich viel Verkehr geben – er hätte uns empfohlen, möglichst früh zu fahren, um dem Verkehr noch möglichst aus dem Weg zu gehen. Mist – schon gebucht und bezahlt! Er soll Recht behalten…durchs komplette Hochland zieht sich ein Kilometerlanger Stau nach oben, sodass unser Busfahrer kurzerhand entscheidet, einen relativ großen Umweg zu fahren, um wenigstens zu fahren.

Unterdessen beginnt es mal wieder heftig zu schütten. Als wir nach vielen Stunden auf vollen Straßen in Butterworth ankommen und ich meinen Rucksack aus dem Gepäckfach hole, stelle ich fest, dass sich dort eine riesen Pfütze gebildet hat. Mein Rucksack: mittendrin! Durchgeweicht, einmal tuttikompletti – ALLES!

Also schultere ich das nasse Ding, Manuel hat mehr Glück und einen trockenen Rucksack auf dem Rücken. Immerhin. Wir rennen die letzten Meter am Fährterminal und erwischen auf den letzten Drücker die vorletzte Fähre von Butterworth nach Georgetown, die Hauptstadt von Penang. Mit einem Grab-Taxi geht es weiter zur Unterkunft, die wir am Abend vorher nach langem Suchen noch gebucht haben. Wegen des Festivals ist gefühlt ganz Georgetown ausgebucht und die Preise für das, was noch übrig ist, schießen in die Höhe.

Es ist 22 Uhr als wir ankommen, der Magen knurrt, wir haben einen riesen Hunger. „Einchecken, die Sachen zum Trocknen ausbreiten und dann noch eine Kleinigkeit zum Essen finden“ – so unser Plan. Ihr wisst es mittlerweile so gut wie wir: Pläne ändern sich schnell 😄 .

Wir drehen die Klimaanlage im Zimmer auf, holen jedes einzelne Teil aus meinem Rucksack und breiten meine Klamotten im ganzen Zimmer aus. Der Boden liegt voll von DIN A4 Blättern – die Unterlagen des Massagekurs mit verschwommenen Bildern und Buchstaben. Uff, geschafft! Kurz setzen wir uns aufs Bett und betrachten das Chaos um uns herum. Manuels Bauch knurrt laut, das ist das Signal, let’s go! Im letzten Moment bevor ich aufstehe fällt mein Blick aufs Kopfkissen, auf dem ein kleiner Käfer krabbelt. Moment mal! Das ist kein Käfer. Manuel schaut jetzt auch hin und sieht es sofort: eine Bettwanze. Das Abendessen muss wohl doch noch etwas warten. In Windeseile räumen wir alles vom Bett, was dort schon zum Trocknen ausgebreitet lag. Der nächste Gang ist der zur Rezeption, mit der in einem Stück Klopapier eingewickelten Bettwanze in der Hand.

Nach einem kurzen Telefonat mit dem Hotelmanager bietet er uns für eine Nacht ein „Deluxe Zimmer“ in der nächsthöheren Kategorie an. Das lassen wir uns erstmal zeigen mit genauem Blick aufs Bett – ja, man wird ein bisschen paranoid 😄 Wir sind wirklich nicht besonders anspruchsvoll was Unterkünfte betrifft…einfach, basic, halbwegs sauber – doch so schmutzig wie das Bett in dem „Deluxe Zimmer“ haben wir noch keines gesehen. Schmutziges Laken, Haare überall, Spinnenweben und Krabbeltiere – das Highlight dann eine Fette Kakerlake unter dem Kopfkissen, das Manuel anhebt. Vielleicht ist es auch die Kombi aus vielem – wir fühlen uns absolut nicht wohl und checken direkt wieder aus, machen uns auf die Suche nach einer Alternative.

Wie schon am Abend zuvor sitzen wir also vor den gängigen Buchungsplattformen, die wegen des Festivals sowieso schon ausgesucht sind. Nächstes „Problem“: es ist mittlerweile nach 22:30 Uhr und die wenigsten Unterkünfte in unserer Preisliga haben eine 24-Stunden-Rezeption. Wir werden nach einer Weile doch fündig: Ein Boutique-Hotel ganz in der Nähe, zwar zu teuer für unser Budget, doch nach der Aktion genau das richtige. Also: Umziehen, Einchecken, Rucksack wieder auspacken, die nassen Sachen ausbreiten – da knurrt der Magen schon wieder. Wir überlegen, das Essen ausfallen zu lassen, es mittlerweile 01:00 Uhr, doch der Hunger ist größer, sodass wir uns doch noch auf den Weg machen. Natürlich hat fast alles in der direkten Laufumgebung schon geschlossen, so landen wir wider willen bei McDonalds und kommen uns ein bisschen so vor, als würden wir nach einer durchzechten Nacht gerade im städtischen Dönerladen einkehren.

Die ganze Geschichte bringt unseren Rhythmus komplett durcheinander. Die nächsten Tage kommen wir immer erst um die Mittagszeit aus den Pötten, sind dafür am Abend ewig wach. Immerhin ist die erste Bettwanzen-Geschichte, die wir erzählen können eine, in der wir ohne Blessuren und Bisse davon kommen. Das darf gerne so bleiben 😉

Streetart-Paradise und Food-Heaven oder einfach nur eine gehypte Stadt?

Georgetown wird gerne auch als ‚Streetart-Paradise‘ und ‚Food-Heaven‘ betitelt. Es gefällt uns ganz gut, und doch hat uns die Stadt leider nicht ganz so gepackt, wie erwartet.

Die bekannten interaktiven Streetarts sind zwar ziemlich hübsch, doch die Menschentraube drumherum, die teilweise den kompletten Verkehr lahm legt und die Schlange, in der sich die Touristen anstellen, um ihr Foto zu knipsen, nimmt dem Ganzen für uns den Charme. Direkt neben einem der bekanntesten Kunstwerken ist eine Sprechblase an die Wand gesprüht, in der geschrieben steht „I hate streetart photos“. Hier steht natürlich niemand an, während direkt zwei Meter weiter ungefähr zehn Menschen in der Schlange stehen und jeweis dem aktuellen Fotomodell auf dem Motorrad beim Posen zusehen. Wir feiern dieses Graffiti in der Situation so sehr, dass auch wir uns zu einem interaktiven Streetart Foto hinreisen lassen.

Am Abend gibt es viele Garküchen, die alle wild dampfen, lecker ist es in den meisten Fällen auch, doch so sehr, dass wir Georgetown als den ‚Food-Heaven‘ betiteln würden, begeistert es uns dann doch nicht.

Und doch haben wir wunderbare Tage hier. Das Tollste für uns hier sind die Spaziergänge durch die Altstadt mit ihren bunten Kolonialhäusern und die kulturelle Vielfalt. Im Dampf der riesigen Räucherstäbchen aus dem buddhistischen Tempel stehen. Währenddessen den Muezzin im Hintergrund sein Gebet singen hören. Beim Blick nach oben die roten chinesischen Lampions im Wind baumeln sehen. An der nächsten Straßenecke den Duft von indischen Gewürzen in der Nase haben. Das alles passiert einem in Georgetown gleichzeitig – alles hier fühlt sich nach einem guten Miteinander an.

Der Tempel des höchsten Glücks, Weltfrieden, eine einschläfernde Massage und eine Flugbuchung, die Bauchkribbeln verursacht

Der Kek Lok Si Tempel gehört zu den größten buddhistischen Tempelanlagen in ganz Südostasien, erstreckt sich über mehrere Ebenen mit vielen verschiedenen größeren und kleineren Stupas, Buddha Figuren, bunten Zeichnungen und besonderen Schnitzereien. Er wird auch als „Tempel des höchsten Glücks“ oder „Pagode der 10.000 Buddhas“ betitelt.

Wir finden es immer etwas befremdlich, wenn wir ausländische Touristen sehen, die hilflos irgendwelche religiösen Rituale praktizieren, von denen sie vermutlich wenig Hintergrund-Wissen und Ahnung haben. Damit meinen wir nicht eine Kerze anzünden, sondern eher Aktionen, wie die, die wir damals bei unserem Urlaub auf Bali beobachtet haben. Touristen sind in einem „Holy Spring Temple“ Baden gegangen, haben versucht, die Rituale der Einheimischen nachzuahmen, haben aus den heiligen Quellen getrunken und dabei sichtlich die Rituale der Locals gestört. Wir fragen uns in solchen Situationen immer, ob sich Einheimische, die gerade zum Beten oder für religiöse Rituale an einen Tempel kommen, nicht etwas veräppelt fühlen oder das wirklich toll finden?! Wir fühlen uns auf jeden Fall wohler, Rituale eher aus der Ferne zu beobachten und sind froh, dass wir als Gäste in religiösen Stätten geduldet sind. Vermutlich alles Ansichtssache.

Im Kek Lok Si Tempel allerdings gibt es eine Sache, die unter anderem auch für Touristen gedacht ist und die uns so gut gefällt, dass auch wir ausnahmsweise mal mitmachen. Überall flattern bunte Bänder an Bäumen und Gestellen im Wind, sodass wir neugierig werden. Es sind Wunschbänder, die schon verschiedene Wünsche aufgedruckt haben. Besucher kaufen die Bänder, schreiben teilweise noch persönliche Wünsche dazu und hängen sie auf. Ziemlich spannend zu sehen, dass die meisten asiatischen Touristen zu Bändern mit den Aufdrucken ’success for everything‘ greifen (das einzige Band übrigens, das komplett vergriffen ist). Wir entscheiden uns stattdessen für Bänder mit den Aufdrucken ‚health‘, ‚family to be safe‘, ‚happiness‘, ‚wishes come true‘ und ‚world peace‘ und schicken unsere guten Wünsche ins Universum.

Beim Schlendern durch die Stadt am Nachmittag wird der Himmel innerhalb von wenigen Minuten ziemlich dunkel, da scheint das Werbeschild am Straßenrand genau richtig zu kommen: „Seeing hands – massage by blind people“. So sitzen wir ein paar Minuten später also in einem etwas schäbigen Raum in noch schäbigeren Ledersesseln und hören alle paar Minuten ein lautes „Beeeep! It is 4 o clock and 7 minutes!“, während ich die Füße und Manuel den Nacken geknetet bekommt. Meine Masseurin macht einen guten Job, doch wird von Minute zu Minute langsamer und ihre Augen kleiner – so lange, bis sie plötzlich ganz aufhört zu massieren und der Kopf seitlich weg kippt. Mit dem nächsten „Beeeep! It is 4 o clock and 23 minutes!“ schreckt ihr Kopf hoch und die Massage geht weiter. Gleichzeitig erholen und amüsieren wir uns prächtig.

Die meisten Abende verbringen wir hier mit unserer weiteren Reiseplanung, Flug-Suchmaschinen, Regenzeit-Recherchen zu verschiedenen Reisezieloptionen und plötzlich haben wir einen groben Plan für die nächsten Wochen. Der Nikolaus meint es dieses Jahr wohl gut mit uns – am 06.12. geht es für uns weiter nach Neuseeland. AAAH! Ich bin ganz aus dem Häuschen, als wir wirklich auf „Book now“ klicken und plötzlich eine Flugbestätigung nach Auckland im Postfach haben.

Eine Duty Free Insel, bekannte Gesichter, weiße Strände und tolle Nachrichten aus der Heimat

Unser nächster und vorletzter Stopp in Malaysia ist Langkawi, die Nachbarinsel von Penang. Die Besonderheit: Langkawi ist eine Duty Free Insel und unter anderem deshalb auch bei Einheimischen sehr beliebt. Weil die Bevölkerung überwiegend muslimisch ist, gibt es oftmals keinen Alkohol zu kaufen, oder nur zu sehr teuren Preisen. Auf Langkawi gibt es einige große Duty Free Shopping Center und es wird eingekauft, was das Zeug hält – Schokolade, Alkohol, Markenkleidung… Kleinere Fischerboote verdienen sich nebenbei gerne was dazu, indem sie auf Langkawi einkaufen und die Ware zu teureren Preisen auf dem Festland wiederverkaufen.

Sarah und Daniel sind auch im Januar in ihre Reise gestartet, wir haben uns in Guatemala kennengelernt, zwischendurch immer wieder Kontakt gehabt, doch seit unserem Treffen in Guatemala immer wieder knapp verpasst oder hatten unterschiedliche Routen. Ganz zufällig und ungeplant klappt es dann doch noch mit einem spontanen Treffen. Die beiden kommen ein paar Tage vor uns aus Thailand nach Langkawi. Wir verbringen einige lustige Abende zusammen, tauschen schöne Reisegeschichten und Erlebnisse aus und genießen es, bekannte Gesichter wiederzusehen.

Als ich am ersten Morgen auf Langkawi aufwache, und auf die Uhr auf dem Handy schauen will, bekomme ich gerade eine tolle Nachricht aus der Heimat auf dem Display. Ein neues Familienmitglied ist da, meine kleine Nichte ist auf die Welt gekommen. Während wir an einem der tollsten Strände der Insel zwischen kleinen Palmen im weißen Sand rauf und runterspazieren, kann ich nicht mehr aufhören, vor mich hinzugrinsen und sehnsüchtig auf mehr Bilder und Infos zu warten.

Dass Langkawi eine ziemlich grüne Insel ist, merken wir spätestens bei unserem Ausflug zum Aussichtspunkt auf dem Gunung Raya. Es geht eine kurvige steile Straße mit grünem Blätterdach hinauf zwischen frischer Luft und typischem Dschungelduft. Links und rechts der Straße ab und zu ein paar Affen, über uns bahnen sich zwei Nashornvögel ihren Weg. Zwischendurch erhaschen wir immer wieder einen kurzen Blick auf den Dschungel, die Küste und die umliegenden Inseln.

Oben angekommen hängt der Himmel dann voll dicker grauer Wolken und wir haben kaum Weitsicht. Trotzdem setzen wir uns kurz an die Mauer für eine Pause, kommen mit ein paar netten Leuten ins Gespräch und verquatschen uns irgendwie da oben, auf dem höchsten Berg Langkawis – und plötzlich kommt ganz unerwartet die Sonne raus, strahlt uns ins Gesicht und die Sicht auf die umliegenden Inseln ist auch wieder da – herrlich.

Auf der Rückfahrt sehen wir ein unschönes aber leider ziemlich häufiges Bild der letzten Wochen: Affen, Hühner oder sonstige Tiere, die im Plastikmüll am Straßenrand rumwühlen und die letzten essbaren Reste aus den Plastiktüten suchen.

In unserem Hostel treffen wir Walter, der schon seit mehreren Jahren unterwegs ist. Er hat viele spannende Geschichten auf Lager und zeigt uns ein paar Tage später „sein“ Kuala Lumpur, dass er wie seine Westentasche kennt. In einer Skybar in der Hauptstadt lassen wir bei einem Bier und den Petronas Towers direkt vor unserer Nase die letzten Wochen Revue passieren und lachen nochmal darüber, wie aus ein paar Tagen mehr als drei Wochen wurden.

Wir kamen ohne große Erwartungen und Vorstellungen hier an – Malaysia hat uns überrascht. Tolle Natur, viel Grün, Herzlichkeit, spannende Begegnungen und ein bunter kultureller Mix, der einfach Spaß macht.

DANKE Malaysia! Indonesien, hier sind wir wieder! 💕

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